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"Ein Galgen für meinen Vater" - Textauszug

Den Hut aus der Stirn schieben, sich am Hinterkopf kratzen und den nächsten Einfall aushecken. Das ist mein Vater. Die großen Ohren, die krumme Nase, das ewige Jungengesicht. Er ist der Geruch frischen Kaffees morgens um fünf, und er ist das Geräusch der Schneeflocken auf einem Zeltdach. Auch die Spur hoch zum Winterkreuz ist mein Vater.
Im Schnee zu lesen, habe ich von Vater gelernt. Auch meinen Weg durch die Felsen zu finden, hat er mich gelehrt. Von den anderen Dingen sagte er nichts, doch auch die lernte ich. Dass der Berg alles vergrößert. Den Schluck Wasser, das Stück Brot, die Regenwolke, den Sonnenfleck. Der Berg fasst dich an, du fasst ihn an, und am Ende bist du wieder der kleine Junge mit dem ganzen Zauber, der durch die Handflächen fließt.
Nur eines haben mir weder Vater noch die Berge verraten. Was man tut, wenn der Vater nicht stirbt. Wenn sein Leben vorbei ist, aber er stirbt nicht. Heute war ich in der Stadt, um sein Auto abzumelden. Ob er je gedacht hätte, dass sein letztes Fahrzeug ein Rollstuhl sein würde? Und sein letztes Möbel ein Galgen?

 

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